DAS DRAMA DES BEGABTEN SOHNES – Die Lebensgeschichte des Martin Miller

POSTED IN in Produktion | TAGS : , , , , , , , 25/06/2016

DAS DRAMA DES BEGABTEN SOHNES – Die Lebensgeschichte des Martin Miller
von Daniel Howald
Kino-Dokumentarfilm, 100’, DCP, Dolby Surround 5.1


SYNOPSIS

Martin wird von seiner Mutter mit narzisstischer Gefühlskälte behandelt und verstossen, vom Vater mit sinnloser Strenge geschlagen und gedemütigt. Eine Kindheit ohne Liebe. Bis ins Erwachsenenalter kontrolliert und dominiert ihn seine Mutter. Mit Dreissig steht er kurz vor dem Suizid.

Die Geschichte könnte ein Fallbeispiel sein aus dem berühmten Buch Das Drama des begabten Kindes. Millionenauflagen machten die Autorin, die sich mit kluger Empathie dem Kind zuwandte, weltberühmt: Alice Miller, Schweizer Psychoanalytikerin polnischer Abstammung. Sie war es, die hierzulande als erste das Tabuthema sexueller Missbrauch von Kindern ans Licht zerrte. Ihre Verdienste als Intellektuelle und Kindheitsforscherin sind enorm.

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Alice Miller

Doch Martin ist kein Fallbeispiel aus einem Buch von Alice Miller, er ist ihr Sohn: Martin Miller, 66, Psychotherapeut in Uster, Schweiz.

Hier beginnt die Geschichte. Alice Miller stirbt, und der Sohn will endlich den Widerspruch verstehen zwischen der berühmten Kindheitsforscherin und der zerstörerischen Mutter. Und schliesslich entdeckt er, was zwischen ihm und seiner Mutter steht: das grösste Drama des 20. Jahrhunderts, die Shoa, die Judenverfolgung. Die junge Alice Miller entkommt knapp der Vernichtung durch die Nazis und spaltet dieses Trauma ein Leben lang ab. Und Martin, in der Schweiz in Sicherheit geboren, wird als Kind der schwer traumatisierten Mutter zum transgenerationalen Opfer der Nazi-Verbrecher.

Heute 60 Jahre später ist er auf dem Weg, wieder die Lebensfreude zu finden.

Martin Interview 
Martin Miller

 

ANMERKUNGEN DES AUTORS

Das Drama des begabten Kindes hat Alice Miller weltberühmt gemacht. Einfach aber präzise erfasst sie in diesem Buch komplexe Zusammenhänge der seelischen Entwicklung des Kindes und entwickelt dabei gleichzeitig die Psychoanalyse kritisch weiter. Millers Text war selbstverständliche Pflichtlektüre eines geisteswissenschaftlichen Studiums. Und es war eine bereichernde Lektüre.

Als nun ein Vierteljahrhundert später Martin Miller sein Buch „Das wahre Drama des begabten Kindes“ publizierte, ahnte ich, dass sich mein Bild von Alice Miller verändern würde. Und tatsächlich ist ein völlig neues Bild dieser Frau entstanden. Aber statt einer Demontage der berühmten Kindheitsforscherin taten sich tiefere Schichten von Verstehen auf.

Es ist wahr, dass Alice Miller als Mutter das Gegenteil lebte von dem, was sie als Kindheitsforscherin vertrat. Aber genauso wahr ist, dass es dafür schwerwiegende Gründe gibt. Die traumatisierende Mutter war selbst eine schwerst traumatisierte Frau. Diese komplexen und schicksalhaften Verknüpfungen von Biographien aufzuzeigen, ist Martin Millers grosses Verdienst.

Irenka Interview
Irenka Taurek, Alice Millers Cousine

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Martin Miller als Kind

Mir war sofort klar, dass es dazu einen Dokumentarfilm geben muss, der tiefe Einblicke in diese tragische mit den Gräueln der Nazizeit verquickte Geschichte gibt. Nicht oft in einer Lebensgeschichte verbinden sich das Individuelle, das Politische und Zeitgeschichtliche so stark miteinander. In den Biographien von Mutter und Sohn spiegelt sich die Barbarei der Naziverbrecher bis heute.

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Dass grosse Traumata transgenerational vererbt werden, wird schon seit längerer Zeit diskutiert. Martin Miller kann erzählen, was transgenerationale Übertragung im gelebten Leben wirklich bedeutet und wie man damit umgeht. Und das in Verbindung mit Alice Miller, die so auf tragische Weise bei ihrem eigenen Kind versagte und so die Richtigkeit ihrer eigenen Thesen, die empathische Zuwendung zum Kind, beweist. Diese Verdichtung des Privaten mit dem Politischen, diese Überkreuzung des Historischen mit dem Menschlich-Existentiellen machen diesen Dokumentarfilm zwingend.

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ALLGEMEINE INFORMATIONEN 

Projektstand: Produktion
Drehorte: Schweiz, USA, Frankreich, Polen, Deutschland
Genre: Dokumentarfilm, Kino 
Format: HD/DCP 5.1 
Regie und Buch: Daniel Howald
Kamera: Gabriel Sandru, Ramòn Giger
Schnitt: Christof Schertenleib
Sounddesign: Reto Stamm und Daniel Howald

Produktionsleitung: Thabea Furrer

Das Projekt ist Sieger der beiden Pitchingpreise  von 3sat und SRF Sternstunden

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Andreas Miller, Alice Miller, Martin Miller

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