DAS LEBEN DREHEN

POSTED IN Filme | TAGS : , , , , , , , , , , , , , , 02/10/2013

DAS LEBEN DREHEN
Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten

von Eva Vitija
Kino-Dokumentarfilm, 77’, DCP, Dolby Surround 5.1

www.daslebendrehen.ch

 

logo_dok_leipzip    sft_pds_de_gewinner_cmyk_pos


SYNOPSIS

Als ich volljährig wurde, schenkte mir mein Vater einen Film über mein Leben. Ich war darüber sehr wütend, denn ich hatte immer vergeblich versucht, seiner Kamera zu entkommen. Mein Vater, Filmemacher Joschy Scheidegger, dokumentierte unsere Familie obsessiv. Erst sein Tod bewog mich dazu, nicht nur sein riesiges Filmarchiv, sondern auch seine Kamera zu übernehmen. Mein Film ist eine persönliche Spurensuche nach den überraschenden Wahrheiten, die sich hinter den Bildern meines Vaters verstecken. Eine philosophische Familien-Geschichte über das Filmen und den Versuch, das Leben festzuhalten. 
   

ANMERKUNGEN DER AUTORIN

Ich wollte nie einen Film über meinen Vater machen, und gegen Kameras hatte ich, obwohl Drehbuchautorin, eine tiefe Abneigung. Denn seit der Stunde meiner Geburt verfolgte mich mein Vater mit seiner Kamera.

Aber mein Vater filmte nicht nur mich und unser Familienleben ausführlich. Er dokumentierte immer obsessiver auch seine Vergangenheit. So nannte er auch die 19 Bundesordner umfassende Dokumentation über sein Leben, die er mir irgendwann überlassen wollte. Vielleicht würde ich eines Tages einen Film daraus machen. Nie im Leben…

Doch als mein Vater starb, hatte ich plötzlich das Bedürfnis, tatsächlich etwas über ihn zu erzählen. Meine Geschichte mit ihm. Ich nenne es die Gegenwart. Ich wollte unbedingt verstehen, was meinen Vater antrieb, sich und unsere Familie so obsessiv zu dokumentieren und damit auch immer ein Stück weit zu inszenieren.
       

     
 
Also habe ich mich durch sein riesiges Archiv an Filmen gewühlt; auch, um den Tod des geliebten Vaters ein klein wenig ungeschehen zu machen. Andererseits war es mir erst jetzt möglich, die Bilder zu hinterfragen, die er von unserer Familie gemacht hatte. Hinter das Bild zu schauen, dass ich selber von unserer Familie hatte. Das Bild einer geglückten Familie: lustig, bunt und glücklich. Ich bin aufgewachsen in der Schweiz der 70er Jahre, in einer aufgeklärten 68er Familie, in der über alles gesprochen werden konnte… dachte ich. Bis ich merkte, dass es Tabus gab, die nicht ins „offizielle Bild“ passten. Hinter der Fassade der glücklichen Familie stecken Tabus, die sich wohl kaum unterscheiden von denen anderer Familien: der Tod eines Sohnes, das Scheitern einer Ehe – und den damit verbundenen Gefühlen von Verlust, Trauer und das Gefühl versagt zu haben. 

 

 

Warum dokumentieren und inszenieren wir unser Leben? Diese Fragen haben durch die Dominanz neuer Medien nicht nur für unsere Familie, sondern auch für ein breiteres Publikum eine neue Relevanz bekommen.

Seit den 60er Jahren wurde das Private zum Öffentlichen und die Öffentlichkeit durchdringt heute unser ganzes Privatleben. Das Inszenieren des eigenen Lebens findet auf allen möglichen Plattformen statt.  Was haben wir zu verstecken? Was wollen wir verbannen? Wie gehen wir mit dem Erbe um, dass unser Privatestes inszeniert wird? Und warum inszenieren wir es weiter statt einfach zu leben

Ich bin ein Kind der Mediengesellschaft. Ich sehe meinen obsessiv filmenden Vater als einen Vorläufer dieser Entwicklung und meinen Film als persönlichen Beitrag zu diesem Thema.

 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Projektstand: in Auswertung 
Drehorte: Schweiz, Santa Fe (USA)
Genre: Dokumentarfilm, Kino
Format: HD XDCAM/DCP 5.1
Produzenten: Daniel Howald, Chantal Millès
Koproduzentin: Anita Wasser, ZHdK
Regie und Buch: Eva Vitija
Kamera: Stefan Dux
Ton: Remie Blaser
Sounddesign: Maurizius Staerkle-Drux

Musik: Christian Garcia 
Schnitt: Fabian Kaiser, Natascha Cartolaro

Comments are closed.

Loading